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  • Achtsamkeit – Trend oder Notwendigkeit?!

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    Von Teebeuteln bis Team-Meetings – Achtsamkeit ist überall. Doch was steckt wirklich dahinter? Ist es ein überstrapazierter Lifestyle-Hype oder eine dringend notwendige Antwort auf unsere zunehmend überforderte Welt?

    Achtsamkeit bedeutet, den gegenwärtigen Moment bewusst, offen und ohne Bewertung wahrzunehmen. Es geht darum, wach zu sein für das, was im Innen und Außen gerade passiert – statt auf Autopilot durch den Alltag zu hetzen. Das klingt einfach – ist aber in der Tiefe eine radikale Einladung zur Entschleunigung, Selbstwahrnehmung und inneren Klarheit.


    Die moderne Welt ist schnell, laut, voll. Zwischen Reizüberflutung, Arbeitsdruck und digitaler Dauererreichbarkeit suchen viele nach einem Gegenpol. Achtsamkeit scheint genau das zu bieten – Ruhe im Sturm. Zugleich haben zahlreiche wissenschaftliche Studien gezeigt, dass Achtsamkeit bei Stressbewältigung, Angst und Depression und sogar beim Mitgefühl gegenüber sich selbst und anderen, hilft. Das hat Achtsamkeit in Unternehmen, Schulen, Therapien, Sport und Coaching gebracht. Was früher als „esoterisch“ galt, ist heute Mainstream.


    Beides. Achtsamkeit ist zum Trend geworden – aber der Bedarf ist real. In einer Welt, die oft von Funktionieren statt Fühlen geprägt ist, kann Achtsamkeit eine heilsame Rückverbindung zu sich selbst zu schaffen. Doch „aufpassen“ .. wo Achtsamkeit draufsteht, ist nicht immer Tiefe drin. Kritiker:innen warnen zu Recht vor „McMindfulness“ – also dem Versuch, mit fünf Minuten Meditation bessere Mitarbeitende, fokussiertere Schüler:innen oder zufriedenere Konsumenten zu produzieren. Hier wird ein eigentlich befreiendes Konzept zum Instrument der Anpassung. Das hat mit echter Achtsamkeit wenig zu tun. Achtsamkeit wird heute oft als Lifestyle verkauft.

    Achtsamkeit ist viel mehr als nur das. Wenn ein Thema zu oft und zu oberflächlich behandelt wird, schalten viele innerlich einfach ab. Überall wird Achtsamkeit angepriesen – in Apps, auf Teebeuteln, bei Versicherungen, in Firmen-Workshops. Das entwertet die eigentliche Tiefe des Konzepts. Die ursprünglichen spirituellen Praktiken (z.B. im Buddhismus) wurden zu einem Produkt gemacht: „5 Minuten Achtsamkeit für besseren Umsatz“. Und am schlimmsten ist sogar .. das manche Kampagnen suggerieren, Achtsamkeit könne alle Probleme lösen.


    Die Frage ist nicht ob Achtsamkeit sinnvoll ist – sondern wie wir sie leben und vermitteln.
    Als echtes Trainingsfeld für Bewusstheit, Mitgefühl und innere Balance?
    Oder als modisches Pflaster auf strukturellen Dauerstress?


    • Kabat-Zinn, Jon (1990). Full Catastrophe Living: Using the Wisdom of Your Body and Mind to Face Stress, Pain, and Illness.
    • Thich Nhat Hanh (1975). The Miracle of Mindfulness.
    • Kabat-Zinn, Jon (2005). Coming to Our Senses: Healing Ourselves and the World Through Mindfulness.
    • Bonanno, G. A. (2009). The Other Side of Sadness: What the New Science of Bereavement Tells Us About Life After Loss. Basic Books.
    • Davidson, Richard J. & Begley, Sharon (2012). The Emotional Life of Your Brain.
    • Creswell, J. David (2017). Mindfulness Interventions. Annual Review of Psychology, 68, 491–516.
    • Purser, Ronald E. (2019). McMindfulness: How Mindfulness Became the New Capitalist Spirituality.

    https://www.zukunftsinstitut.de/zukunftsthemen/megatrend-achtsamkeit

    https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/achtsamkeit/index.html